Tagungsbericht – Wohnungsgenossenschaftliche Tagung 2025
Am Forschungsinstitut für Genossenschaftswesen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg fand am 04.12.2025 die inzwischen etablierte Wohnungsgenossenschaftliche Tagung statt. Seit 2017 dient die Veranstaltungsreihe als zentrale Plattform für Austausch, Vernetzung und wissenschaftlich fundierte Diskussionen rund um aktuelle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven des genossenschaftlichen Wohnungswesens. Auch in diesem Jahr nahmen Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wohnungswirtschaft, Kommunen und Verbänden teil.
Das vollständige Programm kann hier eingesehen werden.
Begrüßung & Einführung
Zu Beginn stellte Herr Prof. Dr. Matthias Wrede (Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsinstituts) das Forschungsinstitut für Genossenschaftswesen und dessen Arbeitsschwerpunkte vor. In seiner thematischen Einführung widmete er sich dem Schwerpunkt des diesjährigen Programms: Wohnungsgenossenschaften als Adressaten und Partner sozialer und nachhaltiger Wohnungspolitik. Mit Blick auf bezahlbaren Wohnraum in Genossenschaften beleuchtete Prof. Wrede die folgenden damit verbundenen Spannungsfelder: (1) Bereitstellung von preisgebundenen oder belegungsgebundenen Wohnungen, (2) Gegenüberstellung von kommunalen bzw. sozialen Zielsetzungen und genossenschaftlichen Prinzipien, (3) staatliche und kommunale Förderung von Genossenschaften oder ihren Mitgliedern. Er verwies zudem auf die geringe Fluktuation innerhalb genossenschaftlicher Bestände, die einerseits Stabilität bietet, andererseits aber kommunale Steuerungsziele herausfordert.
Kooperationsmodelle für Wohnungsgenossenschaften als Antwort auf aktuelle Herausforderungen
Im Anschluss präsentierte Herr Hans Maier (Verbandsdirektor des VdW Bayern) Ansätze und Erfahrungen zu Kooperationsmodellen für Wohnungsgenossenschaften. Nach einem Überblick über die Struktur und Mitgliederlandschaft der im VdW Bayern organisierten Genossenschaften ging Herr Maier der Frage nach, inwiefern Genossenschaften zentrale Adressaten und Partner einer sozial orientierten und nachhaltigen Wohnungspolitik darstellen. Dabei erläuterte er die widersprüchlichen Anforderungen, denen Wohnungsgenossenschaften zunehmend gegenüberstehen: zwischen Selbsthilfeprinzip und sozialpolitischer Erwartung, zwischen Wirtschaftlichkeit und Förderlogiken. Kooperationen zwischen Genossenschaften wurden als wichtige Handlungsoption hervorgehoben. Zur Konkretisierung berichtet Herr Maier über einige exemplarische Kooperationsprojekte. Für den anschließenden interaktiven Austausch gab er zwei Leitfragen in das Plenum: Wie entstehen Kooperationen? Woran scheitern Kooperationen? Die Teilnehmenden berichteten aus ihrer Praxis von Mehrwerten und Erfolgsfaktoren, aber auch Herausforderungen.
Genossenschaften als Anbieter geförderten Wohnraums – Wege und Perspektiven
Frau Tanja Thalmeier (Vorstand der BSG-Allgäu eG) stellte die BSG-Allgäu eG vor und eröffnete damit die Perspektive eines regional verankerten und sozial orientierten Wohnungsunternehmens. Anhand des aktuellen Nachfrageüberhangs illustrierte sie die hohe Bedeutung bezahlbaren Wohnraums in und um Kempten. Im Fokus standen auch die EOF-Förderbestimmungen und deren praktische Umsetzung in genossenschaftlichen Bauvorhaben. Frau Thalmeier präsentierte exemplarische Projekte der BSG-Allgäu, erläuterte deren sozialräumliche Zielsetzungen und ging auf Herausforderungen in Umsetzung ein. Als „Great Place to Work 2022“ verfolgt die BSG-Allgäu eine klare Mission, die ökonomische Stabilität, gemeinwohlorientierte Ziele und ein attraktives Arbeitsumfeld verbindet. Die anschließende Diskussion im Plenum vertiefte die Handlungsoptionen von Genossenschaften als verlässliche Partner im geförderten Wohnungsbau.
Kommunen und Wohnungsgenossenschaften: Von der Kooperation zur Koproduktion
Den Abschluss bildete der Vortrag von Herrn Prof. Dr. Rolf G. Heinze (Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung), der das Verhältnis zwischen Kommunen und Wohnungsgenossenschaften systematisch betrachtete. Er skizzierte zunächst die derzeitige Situation des genossenschaftlichen Wohnungssektors sowie die vielfältigen Herausforderungen, vor denen Kommunen stehen – von demografischen Veränderungen über steigende Baukosten bis hin zu traditionellen Verflechtungen. Prof. Heinze beschrieb Wohnen als die „neue soziale Frage“ bzw. gar als Wohnkrise. Vor diesem Hintergrund stellte er verschiedene Modelle der Kooperation und Koproduktion zwischen Genossenschaften und Kommunen vor, bspw. zur Unterstützung im Alltag oder für besondere Lebenssituationen. Zur Veranschaulichung führte er einige Best-Practice-Beispiele aus und gab konkrete Handlungsempfehlungen. Ziel solcher hybriden Modelle sei das sozialintegrierte Wohnen für eine alternde Gesellschaft.
Fazit & Dank
Die Wohnungsgenossenschaftliche Tagung 2025 bot erneut einen fundierten Überblick über aktuelle Herausforderungen im genossenschaftlichen Wohnungssektor und zeigte vielfältige Lösungsansätze aus Wissenschaft und Praxis auf. Der intensive Austausch im Plenum unterstrich den hohen Bedarf an Kooperation, Wissensvermittlung und gemeinsamer strategischer Weiterentwicklung.
Herzlicher Dank ergeht zum einen an alle Referenten für die informativen Vorträge und zum anderen an die Teilnehmenden für den regen Austausch! Bereits heute freuen wir uns, Sie bei der nächsten Wohnungsgenossenschaftlichen Tagung in 2026 begrüßen zu dürfen.































